Wenn man von Bergbau spricht, denkt man oft an unterirdische Stollen. Es gab jedoch eine andere Möglichkeit, das Erz in unserer Region abzubauen: den Tagebau. Ganz in der Nähe von Fond-de-Gras befindet sich einer dieser alten Tagebaue, der allgemein als „Giele Botter“ bekannt ist.
Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Auszeichnung als Naturschutzgebiet stellen wir Ihnen diesen Raum in diesem Monat in drei Teilen vor:
Der historische Kontext
Legende: Plan der Konzessionsgrenzen des Tagebaus in der Nähe von Fond-de-Gras. In den Jahren 1870 und 1874 erklärte der luxemburgische Staat alle Lagerstätten, die in einer bestimmten Tiefe lagen, zu Staatseigentum und unterwarf sie einem System von Konzessionen. Bei dem Tagebau in der Nähe des Fond-de-Gras liegt diese Grenze bei 24 Metern. Der Eigentümer des Grundstücks behält also seine Eigentumsrechte an dem Erz, das sich weniger als 24 Meter unter der Erdoberfläche befindet ©ANF.
Bekannt seit der Mitte des 19.Jahrhunderts, wurde das Eisenerzvorkommen (in Luxemburg allgemein als „Minette“ bezeichnet) damals nur wenig genutzt, da es aufgrund des Phosphorgehalts nicht in ein hochwertiges Produkt umgewandelt werden konnte. Dank des Thomas-Verfahrens (1877) konnte der Phosphor aus dem Roheisen entfernt werden, das daraufhin zu einem Metall mit hoher Qualität wurde. Der Abbau von Eisenerz in unterirdischen Stollen entwickelte sich rasch. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Tagebaue, dank der Entwicklung von Erdbewegungsmaschinen, die für den Abtransport des Abraums notwendig waren, immer häufiger.
Die Wahl der anzuwendenden Abbaumethode richtete sich nach dem Verhältnis zwischen der Dicke des abzutragenden unfruchtbaren Deckgebirges und dem abzubauenden Eisenerz.
Das « Schlammenfeld »
Legende: Eingang zum Bergwerksstollen am „Schlammenberg“, um den Doihl (Rodange) zu erreichen
Um 1870 wurde in Schlammenfeld bereits Erz in kleinen Mengen abgebaut, aber der Transport war so teuer, dass es nicht rentabel genug war, um weiterzumachen. Erst 1964 wurde der Abbau wieder aufgenommen. Unterirdische Stollen lagen nämlich so nah am Tagebau, dass man mit der Grubenbahn (Strecke ca. 5 km) leicht zum Doihl und seiner Bergwerksbahn (Rodange) gelangen konnte. In diesem Bereich liegt das Erz mehr als 30 Meter unter der Erdoberfläche.
Der Abbauprozess
Legende: Schema für den Tagebaubetrieb ©ANF
Das Erz wird in Stufen abgebaut, die durch Transportrampen miteinander verbunden sind, um kleine Terrassen zu schaffen (siehe Abbildung). Mehrere Stufen:
Das Ende des Abbaus
1978 wird der Abbau am „Schlammenberg“ endgültig eingestellt. Mit ihm endete der letzte Tagebau in Luxemburg, aber die Landschaft hatte sich für immer verändert. Die verrücktesten Projekte wurden in Betracht gezogen: Schlackenhalde, Golfplatz oder sogar eine Formel-1-Piste.
Um diesen Artikel zu vervollständigen, haben wir uns mit Herrn Charles Storoni getroffen. Hier finden Sie einen Auszug aus diesem Interview.
Sein Werdegang
Charles Storoni, pensionierter Bergwerksgeometer
Charles Storoni absolvierte zunächst eine Ausbildung an der „Handwierker Schoul“, der staatlichen Berufsschule, und anschließend an der „Ecole des mines“ in Esch-sur-Alzette, um Bergwerksgeometer zu werden. Diese vierjährige Ausbildung umfasste damals zwei Tage theoretischen Unterricht und viel Praxis im Gelände.
Danach wurde er Landvermesser für das Werk in Rodange und arbeitete somit rund um den Fond-de-Gras, in den unterirdischen Stollen und auch im Tagebau. Er beendete seine Karriere in der Fabrik in Differdange.
Worin besteht der Beruf des Geometer?
Der Geometer ist der Architekt des Untergrunds. Er bestimmt nämlich die Richtung und die Höhe, in der die Stollen gegraben werden. Er misst und überwacht aktiv den Fortschritt der Arbeiten in der Mine, plant und zeichnet die zukünftigen Trassen. Der Vermessungstechniker entnimmt auch Proben, um die Erzschichten auf den Gehalt der verschiedenen Bestandteile zu untersuchen.
Der Beruf hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Zuvor hatten viele Minen keine Geometer beschäftigt oder nur gelegentlich auf einen solchen Spezialisten zurückgegriffen. Ohne sie wurden die Minen jedoch schlecht ausgebeutet. Denn die Bergleute gruben ein wenig wahllos und holten nur einen Teil des Potenzials heraus.
Vorteil des Tagebaus
Der Tagebau hat mehrere Vorteile. Er ist relativ kostengünstig und ermöglicht niedrigere Selbstkosten. Neben dem Vorteil der geringeren Kosten bietet er auch den Vorteil einer größeren Sicherheit für die Arbeiter. Die Arbeiter können an der frischen Luft arbeiten, ohne bestimmte Risiken einzugehen, denen Bergleute unter Tage ausgesetzt sind. Dennoch kam es im Tagebau immer wieder zu Unfällen durch Erdrutsche, insbesondere nach schweren Unwettern oder bei Frost.
Vielen Dank an Charles Storoni für seine wertvolle Mitarbeit.
Fortsetzung in der nächsten Episode…