Wussten Sie, dass im Areal „Prënzebierg – Gielebotter“ Wanderschafe zum Schutz und zur Pflege der Habitatzone eingesetzt werden? Die licht- und wärmeliebende, an nährstoffarme Verhältnisse angepasste Flora und Fauna, die man in den hier entstandenen Trockenrasen findet, müssen regelmäßig, mit dem Ziel Nährstoffe zu entziehen, gepflegt werden. Der Einsatz von Schafen und Ziegen hat sich hier als wenig arbeitsaufwendige und zugleich schonende Methode erwiesen, um den Wuchs von Sträuchern und Bäumen zu unterbinden und so einer allmählichen Entwicklung der Trockenrasen zu Wäldern entgegenzuwirken.
Diese Praxis ist nur durch die sogenannte Wanderschéiferei, Wanderweidewirtschaft oder auch Transhumanz möglich, die darin besteht, dass ein und dieselbe Schafherde in verschiedenen geografischen Gebieten weidet. Da die einzelnen Weideflächen nur für einen begrenzten Zeitraum genügend Nahrung bieten ist die Bewegung von einer Weidefläche zur nächsten unbedingt notwendig. Zur Durchführung dieser Praxis bedarf es neben den Schafen auch einen Schäfer sowie dessen Hütehunde.
In Luxemburg wurde die Tradition der Wanderschéiferei im April 2021 in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Seit Dezember 2023 gesellt sich die Wanderschéiferei zu den vier weiteren luxemburgischen Einträgen auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit, nämlich dem tanzenden Prozessionszug in Echternach (2010), der musikalischen Kunst der Jagdhornbläser (2020), dem Fléizen (2023) – traditionelle Methode zur Bewässerung von Weiden – und der Hiewanskonscht (2023) – Fähigkeiten der Hebammen.
Zwischen Mai und Dezember haben Sie die Möglichkeit die Schafe in Aktion zu sehen, denn in diesem Zeitraum ziehen sie von einem Tagebaugebiet im Süden von Luxemburg zum nächsten, mit dem Ziel die Landschaft zu pflegen und die einmalige Biodiversität zu erhalten.