Lasauvage, heute ein friedliches Dorf inmitten eines bewaldeten Tals, war einst ein bedeutender Standort der Stahlindustrie. Dieses Jahr feiert diese Stätte ihr 400-jähriges Bestehen, eine Geschichte von Wohlstand, Krisen und tiefgreifenden Veränderungen.
Die Anfänge: Gabriel Bernard und die ersten Anlagen
1625, ließ Gabriel Bernard, Bürger von Longwy und Schmiedemeister in Villerupt, in Lasauvage einen Hochofen und eine Schmiede errichten. Dies war einer der ersten Hochöfen des Landes und zu jener Zeit der einzige im Süden, damit nahm die Geschichte der Stahlindustrie in der Region ihren Anfang.
Warum Lasauvage?
Trotz seiner Abgelegenheit bot der Standort drei essenzielle Rohstoffe für die damalige Stahlindustrie:
Doch der Dreißigjährige Krieg verwüstete die Region und die Bevölkerung wurde von Epidemien und Hungersnöte stark dezimiert. Im Jahr 1646 zerstörte eine französiche Invasion die Anlagen, und das Dorf wurde aufgegeben. Gabriel Bernard starb mit hohen Schulden.
Von Erneuerung zu industriellem Wohlstand
1650, übernimmt François Thomassin das Anwesen und gruppiert mehrere Anlagen zusammen, darunter die Schmiede Herserange, den Hochofen von Athus und die Platinraffinerie von Moulaine, und bildet damit den größten Metallurgie Komplex der Region.
Nach einer Reihe eher unauffälliger Eigentümer, übernahm Henri Huart 1715 die Leitung. Er prägte das Dorf, indem er gegenüber dem Hochoffen ein elegantes Herrenhaus errichten ließ, das als «Château», Schloss von Lasauvage bezeichnet wurde. Obwohl seine Architektur nicht der eines echten Schlosses entspricht, ist dieser Name bis heute geblieben.
Expansion und Grenzen der Industrialisierung
Der Wiener Kongress von 1815 erschütterte die Organisation des Standorts, indem er ihn in zwei Teile aufspaltete: Der Ofen befand sich nun in Luxemburg, während die Hallen und Nebengebäude in Frankreich verblieben. Dieses Problem wurde 1820 durch den Vertrag von Kortrijk behoben.
Der industrielle Aufstieg setzte sich mit dem Aufbau eines zweiten Hochofens im Jahr 1841, und eines dritten im Jahr 1847 fort. Allerdings wurden nur zwei gleichzeitig betrieben:
Bis dahin wurden die Hochöfen mit alluvialem, an der Oberfläche gewonnenem Eisenerz betrieben. 1841, wurde ein erster Versuch des unterirdischen Bergbaues unternommen, doch Umweltbeschränkungen behinderten diese Initiative. Erst ab den 1880er Jahren gewann der Untertagebau an Bedeutung.
Während der gesamten Geschichte der Hochöfen in Lasauvage, blieb der Transport die größte Herausforderung.
Das Dorf liegt tief verborgen in einem nur schwer zugänglichen Tal, wodurch eine Eisenbahnverbindung nach Luxembourg unmöglich war. Auf französischer Seite erschwerte die Zugehörigkeit des Großherzogtums zum Zollverein (deutschen Zollunion) den Handel zusätzlich, da der Export von Erz mit abschreckenden Zöllen und aufwendigen Formalitäten verbunden war.
Während der Rest des Landes vom Ausbau des Eisenbahnnetzes profitierte und dadurch die Stahlindustrie in anderen Teilen Luxemburgs aufblühte, blieb Lasauvage isoliert und verlor zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Mangels tragfähiger logistischer Lösungen wurde der Betrieb immer unrentabler, was 1877 schließlich zur endgültigen Stilllegung der Hochöfen führte.
Die Saintignon Ära und die Wiederbelebung von Lasauvage
In den 1880er Jahren verlieh Graf Fernand de Saintignon dem Dorf neuen Schwung.
Der Industrielle und Schmiedemeister setzte auf den Bergbau und lieferte das Erz zur Verarbeitung in seine Fabrik in Longwy. Um diese Expansion zu begleiten, stattete er das Dorf mit den notwendigen Infrastrukturen aus: einer Kirche, einer Schule, und einem Ökonomat (Laden). Dadurch wuchs die Bevölkerung innerhalb weniger Jahre von 10 auf 92 Familien.
Auf den Ruinen der ehemaligen Fabrik liess er ein großes Gebäude errichten, das im Laufe der Geschichte mehrfach seinen Zweck ändert, darunter als Wirtschaftsraum, Festsaal und Schule.
Heute beherbergt dieses Gebäude Vorschul- und Grundschulklassen, die École-Nature, das Puppentheater Poppespennchen sowie Unterkünfte.
Diese Zeit markiert das Ende der Stahlindustrie und den Beginn des Bergbaus in Lasauvage, einer Tätigkeit, die mehr als hundert Jahre andauern sollte.
Ein lebendiges Kulturerbe
Lasauvage, einst ein Zentrum der Stahlindustrie, wusste sein Erbe zu bewahren und aufzuwerten. Heute verbindet dieses Dorf in einzigartiger Naturlandschaft Geschichte, Kultur und Bildung und bietet Besuchern einen Einblick in seine industrielle Vergangenheit.
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